Atmen – ein Vorgang, den wir rund 20.000 Mal täglich vollziehen, meist ohne darüber nachzudenken. Doch physiologisch betrachtet ist die Atmung ein hochkomplexes Zusammenspiel muskulärer Strukturen, bei dem insbesondere die sogenannte Atemmuskulatur im Zentrum steht.
Die Hauptrolle bei der Atmung spielt das Zwerchfell. Oder wie Fachleute sagen: Diaphragma.
Das Zwerchfell ist eine kuppelförmige Muskel-Sehnen-Platte, die zwischen Brust- und Bauchhöhle liegt. Wenn es sich zusammenzieht (Einatmung), flacht es ab. Dadurch entsteht mehr Platz im Brustkorb – ein Unterdruck, der Luft in die Lunge zieht.
Beim Ausatmen macht es das Gegenteil: Es entspannt sich, wölbt sich nach oben – die Luft strömt wieder raus.
Aber das Zwerchfell ist nicht allein im Spiel. Die äußeren Zwischenrippenmuskeln (Musculi intercostales externi) sind die fleißigen Helfer. Sie sorgen dafür, dass sich die Rippen heben und der Brustkorb noch mehr Platz für Luft schafft.
Normalerweise reicht dieses eingespielte Duo – Zwerchfell und Zwischenrippenmuskeln – vollkommen aus.
Doch was passiert, wenn die Belastung und damit der Sauerstoffbedarf steigt? Beim Sport, bei Atemnot, bei Krankheit?
Dann springt die Reserve ein: die akzessorische Atemhilfsmuskulatur.
In Situationen erhöhter Atemarbeit – etwa bei intensiver körperlicher Belastung, pathologischer Atemnot oder chronischen Atemwegserkrankungen – wird die sogenannte akzessorische Atemhilfsmuskulatur rekrutiert.
Zu ihr zählen u. a.:
Im Ruhezustand bleiben diese Hilfsmuskeln in der Regel inaktiv, werden jedoch bei gesteigertem Ventilationsbedarf oder pathologischen Zuständen aktiv hinzugeschaltet.
In folgenden Ausbildungen gehen wir tiefer darauf ein:
Das Zwerchfell (Diaphragma) ist - wie bereits erwähnt - der wichtigste Atemmuskel und befindet sich zwischen Brust- und Bauchhöhle.
Es zieht sich während der Einatmung zusammen und flacht sich ab, wodurch das Volumen der Brusthöhle vergrößert und Luft in die Lungen eingesogen wird. Bei der Ausatmung entspannt sich das Zwerchfell und die Lunge wird geleert.
Anatomische Lage und Darstellung des Zwerchfells
Die Zwischenrippenmuskeln, die zwischen den Rippen verlaufen, sind ebenfalls an der Atmung beteiligt. Bei der Einatmung ziehen sich diese Muskeln zusammen und heben die Rippen an, wodurch sich das Volumen der Brusthöhle vergrößert und Luft in die Lungen strömt. Bei der Ausatmung entspannen sich die Zwischenrippenmuskeln, die Rippen fallen zurück und die Lunge wird entleert.
Ein akzessorischer Muskel ist ein Muskel, der die Funktion einer anderen Muskulatur unterstützt. Im Fall der Atmung unterstützen bestimmte Muskeln die primäre Atemmuskulatur.
Atemhilfsmuskeln (akzessorische Muskeln) sind also eine Gruppe von Muskeln, die bei der Atmung unterstützend oder ergänzend zu den primären Atemmuskeln wie dem Zwerchfell und den Zwischenrippenmuskeln eingesetzt werden können. Sie sind normalerweise nicht an der Atmung beteiligt, können aber bei Bedarf aktiviert werden, um die Atemfunktion zu verbessern oder zu unterstützen.
Akzessorische Muskeln sind Muskeln werden in Situationen, wie zum Beispiel bei belastungsindizierter Atemnot oder bei Atemwegsobstruktion, eingesetzt, um die Atmung zu unterstützen.
Wenn die Atemwege blockiert oder eingeschränkt sind, z.B. durch eine Lungenentzündung, Asthma oder COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), kann es schwieriger werden, ausreichend Sauerstoff in die Lungen zu bekommen.
In solchen Fällen können die akzessorischen Muskeln aktiviert werden, um die Atmung zu erleichtern.
Passend zum Thema: Atemvolumina, Atemkapazität & Lungenkapazität
Muskeln, die die aktive Einatmung unterstützen, werden als inspiratorische Atemhilfsmuskeln bezeichnet.
Zu den akzessorischen Atemhilfsmuskeln, die bei der Einatmung zusätzlich aktiviert werden können, gehören:
Eine Überbeanspruchung der akzessorischen Muskeln kann auch zu Muskelschmerzen oder -ermüdung führen.
Muskeln, die die aktive Ausatmung unterstützen, werden als exspiratorische Atemhilfsmuskeln bezeichnet.
Die exspiratorische Atemhilfsmuskulatur sind demnach Muskeln, die bei der Ausatmung aktiviert werden und helfen, die Luft aus den Lungen zu drücken. Die exspiratorische Atemhilfsmuskulatur wird normalerweise nicht während der normalen Atmung verwendet, sondern nur bei erhöhter Anstrengung, wenn mehr Luft ausgeatmet werden muss, als es durch den passiven Ausatmungsprozess möglich ist.
Zu den exspiratorischen Atemhilfsmuskeln gehören unter anderem
Bei der Ausatmung ziehen sich diese Muskeln zusammen und helfen dabei, den Druck in der Brusthöhle zu erhöhen und die Luft aus den Lungen zu drücken.
Bevor ein abgestimmtes Training zur Behebung einer muskulären Dysbalance erfolgen kann, muss der Trainer oder Therapeut diese zunächst erkennen und richtig interpretieren.
Einige beispielhafte Folgen von muskulären Dysbalancen findest du auf dieser Seite: Muskuläre Dysbalancen erkennen
Ein fundiertes Verständnis der beteiligten Muskeln ist nicht nur für die medizinische Praxis von Bedeutung, sondern auch im sportlichen Kontext – etwa im Atemmuskeltraining für Ausdauersportler oder im physiotherapeutischen Setting zur Verbesserung der Atemmechanik bei Patienten mit COPD, Asthma oder muskulären Dysbalancen.
Zielgerichtete Übungen, wie z. B. Zwerchfellatmung oder inspiratorisches Muskeltraining, können gezielt zur Ökonomisierung der Atmung beitragen – mit positiven Effekten auf Leistungsfähigkeit, Regeneration und allgemeines Wohlbefinden.
Für die Behebung von muskulären Dysbalancen wird sowohl ein ganzheitliches Dehn- als auch Kräftigungstraining der Agonisten als auch der Antagonisten empfohlen.